Praxisbeispiele Unternehmenskultur
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Viele reden zurzeit über gute Unternehmenskultur. Aber wie sieht eine gute Unternehmenskultur in der Praxis wirklich aus? In unserer immer schnelllebigeren Gesellschaft ist es als Unternehmen wichtig, klare Regeln und Normen zu haben, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Unternehmen ziehen.
Unternehmenskultur ist das gelebte Leitbild an dem sich alle orientieren und das von den Führungskräften tagtäglich vorgelebt wird. Unternehmenskultur lebt, wenn sich die Mitarbeiter mit den Regeln und Normen emotional identifizieren (können). Es gibt keine allgemeingültigen Regeln für eine erfolgreiche Unternehmenskultur, denn sie findet einfach in allen Unternehmen statt. „Jede Firma hat eine Kultur. Auch wenn es die reinste Unkultur ist, weil sich niemand darum schert“ sagt Professor Wimmer.
Wir wollen Ihnen Anregungen und Beispiele geben, mit welchen Werten und Normen andere Unternehmen maßgeblich wegen Ihrer Kultur so erfolgreich sind.
In der BMW Group bestimmen 12 Grundüberzeugungen die Unternehmenskultur:
- Kundenorientierung
Der Kunde steht im Fokus. Die Ergebnisse des Handelns aller Mitarbeiter werden daher hinsichtlich des Kundennutzens bewertet. - Höchstleistung
Angestrebtes Ziel ist es, der beste Anbieter auf dem Markt zu sein. Das bedeutet: Jeder Mitarbeiter erbringt Höchstleistungen. - Verantwortung
Jeder einzelne Mitarbeiter trägt Verantwortung und steuert seinen Beitrag zur Unternehmenszielerreichung bei. - Wirksamkeit
Beurteilt wird die Wirkung der erbrachten Leistung auf die Ergebnisse. - Wandlungsfähigkeit
Veränderungen werden als Chancen angesehen und Flexibilität ist hierfür die Voraussetzung. - Dissens
Meinungsverschiedenheiten sind von allen offen zu legen. Nur so wird im harten Wettbewerb die beste Lösung gefunden. - Respekt, Vertrauen, Fairness
Führung beruht auf gegenseitigem Vertrauen. - Mitarbeiter
Mitarbeiter sind der stärkste Erfolgsfaktor. - Nachhaltigkeit
Wichtig ist der dauerhafte ökonomische Erfolg. Er stellt die Basis für die Wahrnehmung ökologischer und sozialer Verantwortung. - Gesellschaft
Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. - Unternehmerische Unabhängigkeit
Erkennen Sie die prägenden Kulturelemente der BMW Group? Diese Unternehmenskultur beinhaltet die Werte Leidenschaft und Interesse an der Arbeit, Zusammenhalt im Team sowie Chancengleichheit und Vielfalt.
Auch die Bohrmaschinenfirma Hilti stellt in ihrer Unternehmenskultur die agierenden Menschen in den Vordergrund. Denn zufriedene Mitarbeiter sind sehr wichtig für den Geschäftserfolg. Hilti, mit Sitz in Lichtenstein, ist für das Management und die Pflege ihrer besonderen Unternehmenskultur bekannt. Nicht ohne Grund wurde sie für den Carl-Bertelsmann-Preis nominiert. Dieser begehrte Preis wird für eine „beispielhaft gelebte Unternehmenskultur und ein vorbildliches Führungsverhalten“ vergeben.
Tragendes Element dieser Unternehmenskultur ist der Stakeholder-Value-Ansatz. Er ist darauf bedacht, nicht nur Interessen der Aktionäre zu berücksichtigen. Vielmehr sollen die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt werden. Dies schafft einen Ausgleich zwischen Kunden, Lieferanten, Eigentümern und den Mitarbeitern.
Weiterhin ist die Unternehmenskultur davon geprägt, dass Leistung belohnt wird. Der Lohn ist zu 10 – 15% variabel. Dieser variable Anteil setzt sich aus Unternehmenserfolg und Teamerfolg zusammen. Dadurch steigt die Leistungsanforderung jeden Mitarbeiters.
Entscheidend sind auch immer neue Ziele, damit sich niemand an dem Erreichten festklammert. Vielmehr gibt es jährlich neue Ziele und Herausforderungen. Das fördert die Zufriedenheit der Mitarbeiter, was bei Hilti als einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren angesehen wird.
Das Unternehmenskulturbeispiel Hilti zeigt, welche Werte und Instrumente genutzt und eingesetzt werden, um ihre kulturelle Identität zu pflegen. Unser nächstes Beispiel ist der Schindlerhof. Er ist der Beleg dafür, dass auch im Mittelstand eine gute und gelebte Unternehmenskultur der Erfolgsfaktor Nummer 1 ist. Der Schindlerhof ist ein Seminarhotel der Extraklasse in Nürnberg. Es gilt in der Branche als die Benchmark schlechthin.
Während die Branche über Fachkräftemangel klagt und keine Auszubildenden findet, bekommt der Schindlerhof hunderte von Blindbewerbungen. Und das trotz sehr fordernder Aufgaben, anstrengender Arbeit und Ausbildung, anspruchsvollen Kunden sowie Entlohnung und lange Arbeitszeiten, die viele abschrecken.
Der Schindlerhof ist ein Hotel in Nürnberg, welches von authentischer Herzlichkeit lebt. Er legt besonderen Wert darauf, jeden Kunden persönlich zu kennen und auf die individuellen Interessen einzugehen. Er zeichnet sich durch das vielfältige und attraktive Zimmerangebot aus, die nach Themen gestaltet sind. Alle Kunden werden aktiv nach Verbesserungsanregungen befragt. So liegen auf den Zimmern, aber auch an der Bar oder im Restaurant Bewertungskarten aus, auf denen die Kunden Smileys für verschiedene Kategorien, wie Sauberkeit, Freundlichkeit etc., vergeben können. Diese Ergebnisse werden systematisch ausgewertet. Um sich kontinuierlich zu verbessern, werden viele der Anregungen direkt umgesetzt. So passt sich der Schindlerhof auch beständig den sich wandelnden Kundenbedürfnissen bestmöglich an.
Alle Ergebnisse werden offen kommuniziert. Besonders ist dabei, dass der Schindlerhof nicht nur Topleistungen prämiert, sondern auch Fehler. Gute Ideen, die mutig umgesetzt werden aber zum Flop werden, werden belohnt. „Innovativ sein“ steht über „Fehler machen“. Dadurch reduziert sich die Angst der Mitarbeiter, Fehler zu machen und spornt sie gleichzeitig an, sich aktiv einzubringen und innovative Ideen umzusetzen. Die Unternehmenskultur des Schindlerhofs ist stark geprägt davon, eine starke Beziehung zu den Kunden aufzubauen und dadurch die Kunden an sich zu binden.
Herzlichkeit und Engagement wird nicht nur den Kunden entgegengebracht, sondern findet auch zwischen den Mitarbeitern selbst statt. Das fördert die Motivation und führt zu Leidenschaft, trotz einer Arbeit mit Zeiten, die sich nicht jeder wünscht. Funktionieren tut dies durch eine Unternehmenskultur des gegenseitigen Vertrauens mit Spaß und Freiheiten bei der Arbeit.
Das Ergebnis sind Anerkennung von Kunden und Führungskräften und mehrfach gewonnene Preise:
- 9 x beste Tagungshotel
- Hotelier des Jahres 1990
- Gewinn des „Start Up Preises“ von Sparkassen und McKinsey
- „Great Place to Work“ von McKinsey
- usw.
Holen Sie sich so viele Anregungen und Ideen für Ihre Unternehmenskultur wie möglich. Aber versuchen Sie erst gar nicht zu kopieren. Nehmen Sie nur das heraus, was wirklich zu Ihnen passt und was Sie mögen. Bedienen Sie sich sozusagen wie an einem Frühstücksbuffet mit den „Zutaten“, welche für Sie und Ihr Unternehmen am besten geeignet sind und Ihnen und Ihren Mitarbeitern am besten schmecken.
Werte und Normen müssen sich entwickeln, wachsen, gelebt werden und von allen verinnerlicht werden. Lassen Sie sich nicht von Ihrer vorhandenen Kultur treiben, wenn sie nicht mit ihr einverstanden oder glücklich sind. Denn Ihre Unternehmenskultur können Sie verändern und managen.
Jedes Unternehmen muss seine eigene Kultur identifizieren und pflegen. Es gibt keine strikten, harten Vorgaben. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter, welche Werte diese gerne in Ihrem Unternehmen hätten. Sie werden überrascht sein, wie edel und hoch der Wunsch und Anspruch an das kulturelle Unternehmensumfeld ist.
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